Menschenrechte

Das Netzwerk soll es richten

Um sich den letzten Schliff zu holen und im eigenen Land Karriere zu machen, qualifizieren sich ugandische Krankenpfleger an der renommierten Aga Khan-Universität in der Hauptstadt Kampala.Allerdings hält die Abwanderung in westliche Länder ungebrochen an, weil im Gesundheitssektor der Rotstift regiert.

Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger haben es in Uganda schwer. Bild: Thomas Veser.

Männer als Krankenpfleger – das hat im südostafrikanischen Uganda am Viktoriasee Seltenheitswert. Oraja Geofrey hat sich dennoch für diese Laufbahn entschieden und die vierjährige Ausbildung erfolgreich mit dem Diplom abgeschlossen. „Gewiss, die Krankenpflege gilt bei uns als Frauendomäne“, bekennt der 30-Jährige aus dem Osten des Landes. „Das hat mich aber in meiner Berufswahl erst recht bestärkt“, bekräftigt er mit entwaffnender Offenheit. Dass Theorie und Praxis des Pflegeberufs weit auseinanderklaffen, hat Oraja Geofrey schnell realisiert. „Ich musste einsehen, dass mir beim täglichen Umgang mit den Patienten gewisse Fertigkeiten fehlten, das zeigte sich besonders in Notfallsituationen, ich fühlte mich da manchmal unsicher“, erinnert er sich. Bildung und Gesundheit als Schwerpunkte Deshalb beschloss Oraja Geofrey die Teilnahme an einem viersemestrigen Qualifizierungskurs, der ihm den Schritt vom diplomierten zum staatlich examinierten Krankenpfleger ermöglichen sollte. Diesen Titel verleiht der nationale Berufsverband der Krankenpfleger und Hebammen nach einer Prüfung. Die hat er mit Bravour bestanden. Zur Vorbereitung auf das Examen wählte er den entsprechenden Kurs an der Krankenpflegerschule der Aga Khan-Universität, die neben Nairobi (Kenia) und der tansanischen Hauptstadt Daressalam auch in Kampala einen Campus unterhält. Die 1983 als private und überkonfessionelle Hochschule gegründete Bildungsstätte gehört zum nicht Gewinn orientierten Entwicklungsnetzwerk Aga Khan Development Network (AKDN) unter der Ägide des Aga Khan, spirituelles Oberhaupt der schiitischen Ismaeliten, die weltweit in Diasporen leben. Bildung und Gesundheit stehen im Vordergrund der Lehrtätigkeit in acht Ländern auf drei Kontinenten. Dennoch müssen die Teilnehmer für den zweijährigen Lehrgang pro Semester umgerechnet 330 Euro aus eigener Tasche bezahlen, für durchschnittliche Einkommensverhältnisse ist das nicht wenig. Die weiterhin angebotene zweieinhalbjährige Qualifikation mit dem Bachelor-Abschluss schlägt gar mit umgerechnet über 580 Euro pro Semester zu Buch. Allerdings steht inzwischen auch ein ausgebautes Angebot an Stipendien zur Verfügung. Mit Feuereifer bei der Sache sein An der AKU finden die Kurse zwischen Februar und Juni und zwischen August und Dezember statt. Manche Teilnehmer, die ausserhalb Kampalas leben, nehmen weite und mühsame Anfahrtswege in Kauf. Die Pflegerin Edith Biira (30) arbeitet in einem öffentlichen Spital im Osten.

Beschwerliche Anreise

Da die Strassenbedingungen überwiegend schlecht sind, lassen sich Nachtfahrten nicht vermeiden, das betrifft vor allem Kursteilnehmer aus dem nur schwach entwickelten Norden, in dem jahrelang Bürgerkrieg geherrscht hatte. Edith Biira will „etwas für die Karriere zu tun, denn das stärkt das Selbstbewusstsein“, bekräftigt sie. Besonders geschätzt wird die Schulung im Umgang mit Computern. Da die meisten Teilnehmer jedoch Familie, laufende Arbeit und Fortbildung unter einen Hut bringen müssen und oft eine beschwerliche Anreise hinter sich haben, stehen die Lehrenden am Institut vor besonderen Herausforderungen: Die Teilnehmer sind während der Fortbildung nicht selten erschöpft. Studentenbetreuerin Gladys Mugerwa bringt es auf den Punkt: „Damit die Aufmerksamkeit nicht nachlässt, gestalten wir die einzelnen Kurse so abwechslungsreich wie möglich und zwar mit Hilfe von Videos, Simulationen und Fallstudien. Dann geht die Gruppenarbeit im Labor weiter, am Schluss arbeiten wir die Ergebnisse in Diskussionsrunden gemeinsam auf“, berichtet sie. Wie das Erlernte im Spitalalltag praktisch umgesetzt wird, darum kümmern sich die Ausbilderinnen des Mengo-Hospitals, das mit der Aga Khan Universität zusammenarbeitet. Das 1897 gegründete und mit Abstand traditionsreichste Spital der Hauptstadt verfügt über eine Kapazität von 300 Betten. Zur Zeit koordiniert dort Meryce Mutyaba als Leiterin der Krankenpflegerschule den täglichen Einsatz von über 370 Pflegerinnen und Pfleger. Westlich leben Wer sich an der Universität des Aga Khan weiterqualifiziert, erhält ein Diplom, das auch in anderen Ländern anstandslos anerkannt wird. Zuvor hatte sich die Hochschule mit einer ganzen Reihe von Universitäten in westlichen Ländern auf die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen verständigen können. Das soll jedoch nicht als Einladung zum Abwandern missverstanden werden. Erklärtes Ziel der AKU bleibt nach Darstellung des Leiters Joseph Mwizerwa diese Fachkräfte dauerhaft im eigenen Land zu halten. Einer 2006 durchgeführten Erhebung an der AKU und der Makerere-Unversität zufolge tragen sich 70 Prozent der Befragten beider Lehrstätten mit dem Gedanken, im Ausland eine neue Existenz aufzubauen. Fast 60 Prozent träumt von den USA, dicht gefolgt von Grossbritannien. Mit gerade einmal acht Prozent fällt der Anteil jener, die wenigstens in den ersten fünf Jahren nach Abschluss ihrer Qualifikation ihrer Heimat die Treue halten wollen, recht bescheiden aus.

  www.agakhanschools.org

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