Umwelt

Wen interessieren schon die Marschall-Inseln?

Während Ende Juni der amerikanische Präsident Barack Obama seinen längst fälligen Klima-Plan unter grossem Applaus einer Öffentlichkeit vorstellte, überfluteten Riesenwellen die Marschall-Inseln im Südpazifik. 6'000 Menschen müssen seither mit kaum einem Liter Wasser pro Tag auskommen. Doch wen interessiert das schon?

Eigentlich hätten die USA das Kyoto-Protokoll 2007 mit unterzeichnen sollen. Denn schliesslich war es ihre Forderung, CO2 mit wirtschaftlichen Anreizen einzusparen. Doch der Emissionshandel und damit das Kyoto-Protokoll fand trotzdem keine Gnade vor dem Parlament. Seither glänzen die Vereinigten Staaten mit Blockadehaltung bezüglich Einsparungen beim CO2-Ausstoss. Das gilt auch für die erste Amtszeit von Präsident Obama. Und diese Haltung wäre auch nicht verändert worden, hätten die USA nicht mit der Gewässer verschmutzenden Technik des Hydro-Fracking neue Gasreserven im eigenen Land erschliessen können. 
Inzwischen hat der Überlebenskampf von Inselstaaten längst begonnen. Es ist kein stiller Überlebenskampf, aber er findet bei uns trotzdem kein Gehör, weil die Vertreter der Massenmedienin den westlichen Staaten lieber über den Bowlingklubausflug in einer Kleinstadt von Virginia berichten. Die Fixierung auf die USA und ihre Politik hat derart groteske Züge angenommen, dass ganze Kontinente wie Afrika oder eben Ozeanien aus dem Wahrnehmungsbereich verloren gehen – ausser es gebe blutige Revolutionen. Aber selbst dann werden die Experten aus amerikanischen „Denkfabriken“ um ihre Einschätzung gebeten.
Die Marschall-Inseln machen in einer dringenden Medienbotschaft auf ihre Not aufmerksam. Die Riesenwellen am 14. Juni waren so stark, dass die Dämme barsten. Tony de Brum, der verantwortliche Minister für Klimafragen fordert Hilfe an und schnelle weltweite Massnahmen gegen den Klimawandel. Er sagte: „Tausende hungern und tausende schlafen im Wasser. Ich sagte deshalb zu einem Team amerikanischer Hilfskräfte: Willkommen im Klimawandel.“ Und weiter meinte er: „Wir sind für jede Hilfe dankbar. Aber sie wird die Flutwellen nicht stoppen. Wir sagten schon vor Jahren: Vorbeugen ist besser als heilen.“
Um den Führern der Welt einmal anschaulich vor Augen zu führen, wie der Klimawandel aussieht, wurden sie – allen voran US-Aussenminister John Kerry nach Majuro, der Hauptstadt der Marschall-Inseln eingeladen. Was auch immer er oder andere Führer sagen, es ist geheuchelt. Fakt ist, beim G8-Gipfel vor einigen Wochen ist das Thema Klimawandel ausser Rang und Traktanden gefallen.

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