Klimawandel
Australien und das Klima
- Details
- Von Martin Arnold
Die Herstellung einer Weltgerechtigkeit über alles ist eine Illusion. Es gibt mehr Beispiele für die Weltungerechtigkeit. Es ist eine höhere Ungerechtigkeit, wenn Länder wie Mosambik von einem Zyklon heimgesucht werden, wie es ihn noch nie zuvor gab. Oder wenn das Hochland von Südamerika unter Dürren leidet, während Südseeinseln wie Tuvalu langsam im Meer versinken. Es sind die Folgen des Klimawandels, denn diese Regionen sicher nicht verursacht haben. Doch ist es ungerecht, wenn der australische Busch brennt?
Ausser zwischen 2007 und 2013, wo die Umweltpolitik unter der Labour-Regierung eine gewisse Priorität besass, wird Australien von Männern geführt, die nicht nur der Kohle Priorität einräumen. Sie profilieren sich seit bald Jahrzehnten als Klimaleugner, verhöhnen alle jene, die sich Sorgen um die Welterhitzung machen und Lobbyieren zuverlässig gegen alle jene, welche die Klimaziele verschärfen wollen. Australien ist ein Albtraum für alle Umweltorganisationen. Eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler honorieren diese verantwortungslose Verhalten regelmässig. Egal ob Korallen vor der eigenen Küste sterben. Egal auch, ob der Busch brennt. Wären die Brände nur nicht ausser Kontrolle geraten und hätten Menschenleben gefordert. Es ist zu vermuten, dass Premierminister Scott Morrison sonst die bisher abgebrannten 110‘000 Quadratkilometer Wald und Busch sowie die Millionen von toten Tieren als Kollateralschaden hingenommen hätte. Das Land ist ja gross. Doch die Toten und die heldenhaften Feuerwehrleute zwingen den Konservativen nun zu ein wenig Empathie. Dabei hofft er wohl, dass nach den nächsten grossen Regenfällen bald alles vergessen ist und er sich wieder als Förderer der grossen Geschäfte der grossen Kohlenminen profilieren kann. Demokratie ist keine Spassveranstaltung. Sie ist auch kein Selbstbedienungsladen, in dem sich jede und jeder als Gegenleistung für das Kreuzchen schamlos bedienen darf. Jede Wählerin und jeder Wähler muss sich an der Urne überlegen, was gut für die Gemeinschaft und die künftigen Generationen ist. Das Beste für die Gemeinschaft unter Berücksichtigung einer intakten Umwelt – dieser Gemeinsinn ist die Basis für eine funktionierende und zukunftsfähige Demokratie. Das richtige Wählen – und eigentlich gibt es nur noch eine Wahl – ist der erste Schritt. Der zweite ist es, auch als Konsument die volle Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Doch das ist eine weitere Moralpredigt wert. Vielleicht sind wir ja alle ein wenig Australier. Irgendwie befinden wir uns auf einem nächtlichen Blindflug über eine Erde, von der wir glauben, sie biete endlos Platz und besitze eine unerschöpfliche Fähigkeit zur Regeneration. Nur müssen wir aufpassen, dass die Landebahn nicht schon bald zerstört ist.